7. Juli 2009...23:34

Kuschelflöte in der Schlosskirche Mannheim

Zu den Kommentaren

Ich hatte ja so gar keine Ahnung was für ein Konzert das sein könnte als ich kurzfristig entschied hinzugehen. Ich verliess mich zu 100 % auf Mikel, denn er ist Kulturmensch, oder besser gesagt ein Kulturschaffender. Er kennt sich aus!!

Erst dort dann in der Mannheimer Schlosskirche realisierte ich, ich gehe in ein Konzert für Flöte und Orgel. Ja dann, Platz nehmen und sich auf die Veranstaltung einlassen die unter dem Motto Kuschelflöte und dem Thema „Wien, Wien nur du allein“ seinen Gang nahm.

Das Konzert war eine Klasse für sich, Orgel und Flöte boten meinen Gehörgängen ungewöhnliches, mir vermeintlich wohlbekannte Lieder klangen fremd und neu, aber deswegen nicht weniger schön. Im Gegenteil! Eine völlig neue Erfahrung die sich mir bot.

Es war wunderschön, aber wie erzählt man von Musik?

Könnte ich singen oder summen würde ich es tun und der Leser hätte eine Idee was ich meine schriebe ich von zarten Tönen oder gar bunten Lauten die von der Empore zu mir drangen.

Es ist wohl so das Musik sich für jeden anders anfühlt, da ist z.B. der Mann 4 Reihen vor mir, er sitzt neben dem Herrn mit den bunten Turnschuhen. Ganz unmerklich wippt er, vorwärts, seitwärts in alle Richtungen, immer im Takt, ich bin sicher würde man ihn ansprechen:

Hallo, Sie wippen!

würde er antworten:

Ich? Nein, ich wippe nicht

Selbstverständlich würde er wärend dessen sein wippen nicht einstellen.

Oder die mollige nette Frau am äußersten Ende der rechten Bankreihe. Sie lauscht der Musik, vertieft sich und vergisst glatt das sie mollig ist. Fehlt nicht viel und sie beginnt zu tanzen! Ist das nicht toll? Die Orgelmusik und das Flötenspiel läßt Menschen ihre Probleme vergessen, in der Schlosskirche konnte man das sehen.

Auch das Pärchen schräg rechts vor mir hat offensichtlich vergessen das sie sich in einer Kirche befinden und Kuscheln hemmungslos zur Musik. Es blieb beim Händchen halten, schmusen und dem gemeinsamen lauschen wie frisch Verliebte. Vermutlich haben sie sich an diesem Aband erneut frisch verliebt?

Die durch Geräte wie Orgeln oder Flöten in Schwingung versetzte Luft zieht ihre Kreise immer weiter, je länger das Konzert dauert, je mehr läßt man sich sacken und fühlt sich wohler. Die Musik macht satt und ruhig aber nie schläfrig.
Schlafen? Nein, das geht nicht, traut sich keiner, würden die beiden Moderatoren niemals erlauben. Sie versprühen die nötige Fröhlichkeit, den Spass und finden die richtigen Worte um die Besucher auf die wie ich finde ungewöhnlich Schöne Musik einzustimmen und vorzubereiten.

Die Pause gibt Gelegenheit kurz in die Gegenwart zurückzukehren. Getreu dem Motto gibt es kleine Wiener Spezialtäten womit die Veranstaltung nach Augen und Ohren auch meinen Geschmacksinn für sich eingenommen und erobert hat.

Alle Sinne befriedigt? Alles ist gut? Nein, es fehlt noch was, was ganz Wichtiges, denn das Konzert ist nicht nur für den Spass da. Die Initiatoren sammeln Geld für den guten Zweck, in diesem Jahr für die Arbeitsgemeinschaft Abschiebehaft. Bleibt zu hoffen das ein schöner Batzen Geld zusammen gekommen ist. Die Sympathie, Anerkennung und den Respekt für ihre Arbeit konnte die Arbeitsgemeinschaft hoffenlich spüren und als Motivation für die Zukunft mitnehmen.

2010 findet Kuschelflöte wieder in der Mannheimer Schlosskirche statt, falls möglich bin ich gerne wieder dabei.

Die Mannheimer Schlosskirche bietet einen prächtigen Rahmen für Konzerte dieser Art, kann man sich doch dort für Stunden in Bilder und Farben versenken. Aber die Kirche für Musik zu öffnen, zuzulassen das gelacht und gesungen wird, finde ich beachtlich und wünschte ich mir von viel mehr Kirchenhäusern.

Links zum Thema
Arbeitskreis Abschiebehaft
Mannheimer Sommermusik.de
Der Gastgeber Altkatholische Gemeinden Mannheim-Ludwigshafen
’s ist mal so bei mir Sitte von Mikel Bauer
Bilder zur Veranstaltung auf Flickr
Bachgeküsst, der Mannheimer Sommer Auf Twitter

4 Kommentare


Eine Antwort schreiben